"Die Sucht hätte fast mein Leben zerstört"

Erstellt von Kerstin Kempermann |

Patienten der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik berichten Schülern von ihrer Abhängigkeit und dem Weg aus der Sucht

Delmenhorst/Ahlhorn, 30.9.2019 – „Ich war in eurem Alter, als ich mit Cannabis angefangen habe“, erzählte Anna den Schülern der achten Klasse an der Oberschule Süd in Delmenhorst. Anna (alle Namen von der Redaktion geändert) ist derzeit in Therapie in der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik in Ahlhorn. Gemeinsam mit fünf weiteren Patienten der Diakonie-Suchtklinik für Jugendliche und junge Erwachsene und Mitarbeiter Christoph Rohr war die 21-Jährige im Rahmen des Präventionsprojektes „Aktionstag Durchblick“ in die Schule gekommen, um den Schülerinnen und Schülern ihre Suchtgeschichte zu erzählen.

 

Und das tat sie ganz offen. Sie berichtete vom Desinteresse der Eltern, den Auswirkungen der Drogen und auch, wie sie, um ihren Konsum zu finanzieren, zum dealen kam. Erst eine Hausdurchsuchung der Polizei brachte die Wende. Anna bekam vor Gericht die Chance, eine Langzeittherapie statt Haftstrafe anzutreten und es gelang ihr clean zu werden.  Ganz ehrlich erzählte sie aber auch von ihrem schweren Rückfall und dem zwischenzeitlichen Abbruch der Therapie.

 

Auch Leon ist bereits das zweite Mal in der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik. „Für mich ist die Therapie in Ahlhorn eine Chance. Ich muss die Drogen loswerden, um mein Leben zu ändern“, sagte der 22-Jährige den Schülern. Wie schwer das sein kann, berichtete er an Hand seines Rückfalls. „Ich hatte nach der Therapie nicht viel, woran ich Spaß hatte. Denn durch die Sucht hatte ich vorher viele Freunde und Hobbys verloren. Und der Suchtdruck war einfach zu groß.“ Als Leon merkte, dass die Drogen – er konsumierte unter anderem Alkohol, Ecstasy und auch Kokain -  für ihn wieder wichtiger waren, als alles andere, ging er den Weg zurück in die Klinik nach Ahlhorn.

 

Für Christoph Rohr von der Suchtklinik der Diakonie in Ahlhorn ist es wichtig, den Schülern in der Gesprächsrunde zu zeigen, wie unterschiedlich die Wege in die Sucht verlaufen. Auch die Probleme hinter der Sucht, sind ganz individuell. Gleich bleibt aber immer, dass die Sucht die Probleme, nicht löst, sondern verschlimmert. Das berichtete auch der 22-jährige Boris. Bei ihm wurde der Alkohol-Konsum problematisch, als er für die Ausbildung in eine andere Stadt zog und keinen Anschluss fand. Der Alkohol machte die Isolation zunächst ertragbar, führte aber dazu, dass auch der Kontakt zu Freunden und Familie letztlich abbrach. „Die Sucht hätte fast mein Leben zerstört, vielleicht verändert es bei einigen etwas, wenn ich davon erzähle“, sagte er, über seine Motivation vor den 13-bis 15-Jährigen aus seinem Leben zu erzählen. Die Schülerinnen und Schüler waren von der Offenheit ihrer Besucher beeindruckt. Alle sechs machten den Schülern in ihren Lebensgeschichten deutlich, wie schwer der Weg aus der Sucht ist und das sie es ohne Unterstützung nicht schaffen würden.

 

Der Aktionstag „Durchblick“ wird von der AWO-Suchtpräventionsstelle gemeinsam mit der AG-Schule organisiert. Neben dem Besuch der Patienten aus der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik informiert unter anderem auch die Polizei, es gibt Informationen zu den Themen Glücksspiel und Cannabis und ein Präventionstheaterstück.

 

Mehr zur Dietrich-Bonhoeffer-Klinik unter http://www.dietrich-bonhoeffer-klinik.de

 

 

 

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